Joe Biden lässt die Bombe hochgehen – und genehmigt umstrittenes Ölprojekt in Alaska

Klimaschützer liefen Sturm, nun ist die Genehmigung da: US-Präsident Joe Biden hat neue Ölbohrungen in Alaska genehmigt. Damit bricht er seine Versprechen.

Joe Biden wollte die USA wieder auf Spur bringen, es besser machen als sein Vorgänger Donald Trump: Keine neuen Öl- und Gasprojekte mehr auf staatlichem Grund, zurück zum Pariser Klimaabkommen, der Kampf gegen die Erderhitzung als oberste Priorität, versprach er im Wahlkampf 2020.

Diese Versprechen hat er nun einmal mehr gebrochen. Am Montag hat die Biden-Regierung ein riesiges neues Ölförderprojekt im nördlichen Alaska genehmigt: “Willow”. Weit über das Jahr 2050 hinaus wird das dort aus dem Boden gepumpte Öl Millionen Tonnen Treibhausgase verursachen. So zieht Biden Wut und Enttäuschung über Alaska hinaus auf sich.

Zum zweiten Mal genehmigt

Für die Geschichte hinter Projekt Willow muss man etwas ausholen. Ursprünglich wollte der texanische Energiekonzern Conoco Phillips mit fünf Bohrplatten im Norden Alaskas in Spitzenzeiten 180.000 Barrel pro Tag aus der Erde holen.

Mehr als 600 Millionen Barrel Öl sollten demnach über die erwartete Lebensdauer des Projekts, 30 bis 31 Jahre, gefördert werden. Gegenüber Investoren soll Conoco Phillips der “Washington Post” zufolge sogar von insgesamt bis zu 3 Milliarden Barrel gesprochen haben, die über die neue Infrastruktur erschlossen werden könnten. Zum Vergleich: 2021 produzierten die USA rund 100 Millionen Barrel Rohöl.

(Quelle: Ulrike Frey/t-online)

Das Gelände im “National Petroleum Reserve Alaska” gehört dem Staat. Allerdings hat es der Konzern bereits seit 1999 gepachtet. Bidens Vorgängerregierung unter Donald Trump hatte dem Projekt Willow schon die Genehmigung erteilt. Doch ein Bundesrichter kassierte diese 2021 wieder ein. Grund: Die Klimaauswirkungen seien nicht berücksichtigt worden.

Es folgte eine erneute Prüfung – und nun die abermalige Genehmigung, wenn auch nur für drei statt fünf Standorte. Am Tag zuvor hatte die US-Regierung zudem Öl- und Gasbohrungen im Arktischen Ozean eingeschränkt und Erschließungen von 5,26 Millionen Hektar Land im gleichen Gebiet verboten.

Jubel bei Konzern und Politik

Bei Conoco Philipps ist man dennoch erleichtert: Konzernchef Ryan Lance sprach von “der richtigen Entscheidung für Alaska und unser Land”. Er betont die Vorteile, mit denen das Unternehmen das Vorhaben rechtfertigt: Stärkung der Energiesicherheit und -unabhängigkeit, 2.500 neue Arbeitsplätze während der Bauphase, 300 permanente in der Förderperiode, Wirtschaftsaufschwung und neue Infrastruktur für die Region.

Tatsächlich ist auf lokalpolitischer Ebene die Begeisterung groß – zumindest bei einigen. Der Bürgermeister des betroffenen Verwaltungsbezirks, Harry Brower Jr., ist Befürworter des Projekts: “Wir haben bessere Schulen, Krankenhäuser, Notdienste, Straßen und eine viel höhere Lebenserwartung”, zählte er bereits vor Genehmigung des Projekts auf.

Vorangetrieben hatte das Projekt Willow auch die republikanische Senatorin Lisa Murkowski. “Wir haben es endlich geschafft, Willow ist endlich wieder zugelassen, und wir können förmlich spüren, wie sich Alaskas Zukunft dadurch aufhellt”, feierte sie die Entscheidung. Nicht zuletzt verspricht der Konzern staatliche Profite zwischen 8 und 17 Milliarden US-Dollar (7,4 bis 15,8 Milliarden Euro) für die US-Regierung, den Staat Alaska, die Region und die Gemeinden.

Gespaltene indigene Bevölkerung

Die indigene Bevölkerung in der Region ist derweil gespalten: Die Gruppe “Voice of the Arctic Iñupiat” befürwortet das Projekt. Der Vorsitzende, Nagruk Harcharek, dankte Biden für die Genehmigung: “Das Willow-Projekt ist eine neue Gelegenheit, eine lebensfähige Zukunft für unsere Gemeinschaften zu sichern, wirtschaftliche Stabilität für unser Volk über Generationen hinweg zu schaffen und unsere Selbstbestimmung zu fördern.”

Doch in dem 550-Einwohner-Dorf Nuiqsut ist nun die Enttäuschung groß. Noch im Januar hatte sich die Gemeinde gegen das Projekt gestellt. In einem Brief kritisierten Vertreter die Behörden und den Genehmigungsprozess, der sich lediglich darauf konzentriert habe, die Genehmigung zu erteilen, statt tatsächlich die Folgen abzuwägen. Der Vorwurf: Parteilichkeit.

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